Seh- und Augentraining // Gesichtsfeldausfall

Was kann man für Hemianopsie-Patienten in der Praxis tun?

Training für mehr Lebensqualität

Homonyme Gesichtsfelddefekte (Hemianopsien, Quadrantenanopsien) sind die häufige Folge einer Hirnverletzung. Sie schränken Patienten in ihrem Alltag erheblich ein. Mit gezielten Übungen lernen Betroffene, ihre Umwelt trotz Gesichtsfeldstörung wieder besser zu explorieren. Die Orientierung und Lesefähigkeit wird verbessert, wobei der Gesichtsfeldausfall unverändert bleibt.

Kompensationsverfahren:
Ein kompensatorisches Gesichtsfeldtraining zielt darauf ab, das ausgefallene Gesichtsfeld durch effiziente Blicksakkaden abzusuchen und so die Orientierung im Raum, auf einem Bildschirm oder beim Lesen zu ermöglichen.

Menschen mit Gesichtsfelddefekten leiden in der Regel daran, Gegenstände oder Personen zu übersehen. Sie stolpern über Gegenstände, rempeln Menschen oder Möbelstücke an und erschrecken, wenn im ausgefallenen Bereich «plötzlich» etwas auftaucht. Die Orientierung in unbekannter Umgebung fällt schwer, die Betroffenen sind als Fussgänger im Strassenverkehr stark gefährdet.1

Hinzu kommen Schwierigkeiten beim Lesen. Menschen mit linksseitiger Hemianopsie übersehen oft den Zeilenanfang, überlesen Wortanfänge und verrutschen in den Zeilen. Patienten mit rechtsseitiger Hemianopsie schieben den Gesichtsfeldausfall vor sich her. Beiden Fällen ist gemeinsam, dass sie kein Überblickslesen haben und dass die Lesegeschwindigkeit erheblich verlangsamt ist.2

Die positiven Auswirkungen des Sakkadentrainings auf den Alltag und die Lebensqualität wurde in einer wissenschaftlichen Studie nachgewiesen.3

Therapiebeginn und -dauer:
Homonyme Gesichtsfelddefekte bilden sich teilweise – in der Anfangsphase und bei erfolgreicher akutmedizinischer Behandlung – in den ersten Tagen zurück. Diese Patienten benötigen keine weitere Therapie.

Besteht die Einschränkung jedoch länger als 2 Wochen, verschlechtern sich die Aussichten auf eine Spontanremission zunehmend. Es sollte mit dem Alltagstraining begonnen werden.

Das Training beinhaltet 1 bis 2 Therapiesitzungen pro Woche im sehzentrum zürich, mit einer Dauer von 30-45 Minuten. Leicht betroffene Patienten erlernen die Hemianopsiekompensation in rund 10 Sitzungen, schwer betroffene Patienten benötigen deutlich länger.


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1

Reckert, «Was kann man für Hemianopsie-Patienten in der Praxis tun?»

2

Reckert

3

Roth u. a., «Sakkadentraining verbessert visuelle Exploration bei Hemianopsie. Eine randomisierte kontrollierte Studie.»

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Individuelle Beratung und Betreuung im sehzentrum zürich:

044 280 50 50